Neue Methoden des Denkens, Wege zum Entdecken der eigenen Intuition, mehr Wohlbefinden sowie Antworten auf Fragen wie 'Was kann ich tun, um dem Burnout zu entgehen?' – das alles ist mit der Methode des Focusing möglich, sagt der Philosoph Eugene T. Gendlin. Denn die Technik führe an einen inneren Punkt im Körper, an dem alle Antworten bereits existieren und gefühlt werden können. Diese – zweifelsohne – spannende Technik samt theoretischer Fundierung stellt eine Gruppe von Therapeuten und Philosophen vor.
Wie es aber nun mal so ist, wenn Philosophie im Spiel ist, können einen einige Ausführungen ganz schön ins Schwitzen bringen. Zumal die Übersetzung vom Englischen ins Deutsche manchmal etwas schräg geraten ist und einige Passagen auch noch 'Verschriftlichung gesprochenen Wortes sind', wie Herausgeber Johannes Wiltschko es ausdrückt. Ein Beispiel: 'Als Psychotherapeut sagen wir z.B., dass dieser Klient so oder so sei. Als Philosoph würde man vielleicht dasselbe sagen, aber man würde darüber hinaus fragen: Wieso kann ich so etwas sagen? Um diese Frage zu beantworten, ist es nicht genug zu erklären, wie und warum man zu dieser Aussage kommt. Denn die Frage dahinter ist: Wieso kann man überhaupt so etwas sagen?'
Trotz aller Gedankenwindungen bleibt letztlich aber haften, dass es wichtig ist, die Aufmerksamkeit auf die Körpermitte zu richten, auf den – wie Gendlin es ausdrückt – 'Felt Sense'. Dies ist der Ort, von dem aus es möglich sei, 'frisch' – also befreit von eingefahrenen Denkmustern – zu sprechen und zu denken.
Wer sich für die philosophische Art zu denken interessiert, für den lohnt sich die Lektüre. Sie regt zum Grübeln an und macht Mut, den Platz zu finden, an dem 'freies' Denken möglich ist. Philosophisches Fachwissen wird übrigens nicht vorausgesetzt.
TA-Fazit: Angewandte Philosophie für Anfänger.
Dagmar Staab Johannes Wiltschko (Hrsg.): Focusing und Philosophie. 176 S., brosch., Facultas, Wien 2008, 19,90 Euro.