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Cinematografisches Coaching: Wenn aus Filmstars Stellvertreter werden

Ein gefeierter Dirigent kehrt nach einem Nervenzusammenbruch in sein Heimatdorf zurück und findet als Chorleiter wieder zur Musik, bis ihn plötzlich seine Vergangenheit einholt. Doch was wird aus dem Chor, wenn der Dirigent wieder alles hinwirft? In dem schwedischen Film 'Wie im Himmel', der 2005 in die deutschen Kinos kam, geht es um Liebe, Eifersucht und Verantwortung – aber eben auch um Teams und gemeinsame Ziele.

Die Cineasten waren begeistert, und nicht nur sie: Bernhard Moritz, systemischer Coach und Unternehmensberater aus dem österreichischen Telfs, nutzt diesen und andere Filme für die von ihm entwickelte Methode des Cinematografischen Coachings. 'Filme bieten einen idealen Einstieg in den Coaching-Prozess', ist Moritz überzeugt. 'Sie sind ein Vehikel, das den Coachee zu dessen oft uneingestandenen wahren Problemen führt.'

Wie das funktioniert, beschreibt Moritz am Beispiel eines Geschäftsführers, der ursprünglich nur sein Zeitmanagement verbessern wollte. 'Im Erstgespräch deutete sich an, dass hinter dem Zeitmanagement-Problem mehr steckte', sagt Moritz. 'Also habe ich ,Wie im Himmel‘ ausgewählt, denn dieser Film dreht sich um Fragen von Macht und Hierarchien – also genau um das, was den Arbeitsalltag meines Coachees belastete, weil er sich überfordert fühlte in seiner Position.'

Im Coachingprozess schauen sich Coach und Coachee den Film gemeinsam an. Dabei beobachtet und notiert Moritz die Reaktionen, die sein Coachee auf bestimmte Film-Szenen zeigt – Kopfschütteln, Kommentare, Zustimmung, Ablehnung usw. Anschließend bespricht er mit seinem Coachee genau diese Filmszenen. Aber auch die Grundthemen eines Spielfilms wie Übergangserlebnisse, Hindernisse und mitreißende Umschwünge fließen in die Analyse ein. Dabei kommen laut Moritz Aha-Effekte zu Tage: 'Der Coachee begreift, dass Etliches aus dem Film auch ihn persönlich betrifft.' Der Clou, so Moritz: 'Dadurch dass der Coachee nicht primär über sich, sondern über filmische Stellvertreter spricht, fällt es ihm leichter, das ihn selbst berührende Thema zu bearbeiten.'

Im Verlauf des Coachings schreibt der Coachee das Drehbuch für den Film um – und entwickelt einen Drehplan für sein eigenes Leben. Dazu hat Moritz zu jedem Film einen Fragenkatalog erstellt, mit dessen Hilfe er zusammen mit dem Coachee Lösungsmodelle für entscheidende Filmszenen entwickelt. Die Lösungsmodelle für den Film sind die Punkte, an denen Coach und Coachee anschließend ansetzen, konkrete Verbesserungen für den Alltag des Coachees einzuleiten.

Autor(en): (msc)
Quelle: Training aktuell 05/08, Mai 2008
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