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Verhaltensexperiment

Macht macht geduldig

Macht verzerrt das Selbstbild, macht Lügen leichter und die Annahme von Kritik schwerer. Negative Auswirkungen von Machtempfinden auf das eigene Verhalten sind reichlich belegt. Machtgefühl hat aber auch positive Effekte. Einen solchen haben gerade zwei Psychologen der Universität von Southern California experimentell nachgewiesen. Priyanka Joshi und Nathanael Fast führten mit insgesamt über 200 Probanden vier Versuche durch. Deren Grunddesign war immer das gleiche. Es gab jeweils zwei Gruppen. Durch Priming – also die Stimulierung bestimmter Gedächtnisinhalte – wurden die Mitglieder der einen immer auf Macht gepolt. Zum Beispiel, indem sie die Rolle eines Teamleiters zugeordnet bekamen oder gebeten wurden, eine Situation schriftlich zu beschreiben, in der sie sich besonders machtvoll gefühlt haben. Die Mitglieder der anderen Gruppe wurden nicht beeinflusst. Dann baten die Versuchsleiter alle Teilnehmer, sich zwischen zwei fiktiven Geldgewinnen zu entscheiden. Einmal einem Sofortgewinn – etwa 100 Dollar – und einmal einem deutlich höheren (etwa 125 Dollar), der allerdings erst in einem Jahr ausgezahlt würde. Das Ergebnis: Bei allen vier Versuchen präferierten die nicht geprimten Teilnehmer den Sofortgewinn, während die Mitglieder der Machtgruppe mehrheitlich den später fällig werdenden höheren Ge­­winn bevorzugten. 'Wenn es um Belohnungen geht, denken Menschen in der Regel kurzfristig', schreiben die Forscher im Studienbericht. 'Temporal Discounting' lautet der Fachbegriff für diese Verhaltenstendenz. Diese resultiert vor allem aus Zu­­kunftsangst, also der – weitgehend unbewussten – Befürchtung, dass selbst als sicher geltende Entwicklungen und Ereignisse doch nicht eintreten. Machtgefühl scheint diese Angst, so die Psychologen, abzuschwächen. Im Managementkontext, in dem es wichtiger ist, mittel- und langfristige Ziele zu verfolgen, als nur auf die schnelle Mark zu schielen, ist dieser Effekt von Machtgefühl durchaus funktional.
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