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Studie zeigt erstaunliche Zusammenhänge

Unternehmer dank Legasthenie?

Microsoft-Gründer Bill Gates hat es zum erfolgreichen Unternehmer gebracht – und das trotz einer Legasthenie, einer angeborenen Lese- und Rechtschreibschwäche. Einer aktuellen Studie der Cass Business School in London zufolge muss es allerdings wohl eher „wegen“ der Legasthenie statt „trotz“ heißen. Die Untersuchung, für die 500 Unternehmer und Manager befragt worden sind, deckt nämlich erstaunliche Zusammenhänge zwischen Unternehmereigenschaften und Legasthenie auf.

Schon die harten Zahlen verblüffen: Wie die Autorin Julie Logan, Professorin für Unternehmertum, zeigt, ist der Anteil der Legastheniker unter Unternehmern nämlich signifikant höher als im Bevölkerungsdurchschnitt, wo er zehn Prozent beträgt – jedenfalls bezogen auf die Forschungsregionen Großbritannien und USA. In Großbritannien beträgt der Anteil der Legastheniker unter den Firmengründern das Doppelte des Durchschnitts, nämlich 19. In den USA weisen sogar 35 Prozent der Entrepreneure die Schwäche auf. Nun könnte man glauben, Legastheniker seien schlicht häufiger dazu gezwungen, sich selbstständig zu machen, weil sie auf dem Arbeitsmarkt geringere Chancen haben. So einfach scheint die Sache aber nicht zu sein. Jedenfalls stellte Logan fest, dass bei Legasthenikern einige für das Unternehmertum wichtige Soft Skills besonders häufig stark ausgeprägt sind.

Der Studie zufolge verfügen die Lese- und Schreibgestörten über bessere Fähigkeiten in puncto Kommunikation, Problemlösefähigkeit und Delegation. „Es kann sein, dass sich die Betroffenen diese guten Fähigkeiten gerade deshalb angeeignet haben, weil sie mit einem Lerndefizit aufgewachsen sind und mit den vielen Unsicherheiten und Herausforderungen klarkommen mussten, die das mit sich brachte“, schätzt Logan. Doch so sehr die Betroffenen im Alltag gelernt haben, ihre Schwäche kreativ zu kompensieren und zu kaschieren: Das Lernen im formalen schulischen und universitären Rahmen fiel den von Logan befragten Unternehmern mit Legasthenie schwer. Sie waren überwiegend schlechte Schüler. Die Amerikaner scheint das zwar nicht weiter gestört zu haben, sie gingen dennoch gern zur Schule. Die Briten jedoch empfanden ihre Schulzeit überwiegend als negativ, was Logan zu der Frage führt, ob das britische Schulsystem Unternehmertalente ausreichend genug fördert.

Legastheniker sollten in einem ganzheitlichen Ansatz, der auch die fürs Unternehmertum wichtigen Talente einschließt, gefördert werden, fordert die Professorin. Hinsichtlich spezieller Entrepreneur-Förderprogramme erklärt sie denn auch: „Es ist von großer Wichtigkeit, dass diese Programme legasthenikerfreundlicher werden und nicht mehr vorwiegend auf Lektüre setzen.“
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