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Projekt anonyme Bewerbungen

Inkognito zur neuen Anstellung

Bei Einstellungen von Bewerbern spielen neben der fachlichen Expertise meist auch subjektive Kriterien eine Rolle: Manchem Personaler genügt ein Blick auf das Porträtfoto oder gar den Nachnamen, um die Unterlagen im Papierkorb verschwinden zu lassen. Seit einiger Zeit schon wird als Mittel gegen diese Praxis über anonyme Bewerbungen diskutiert. Um herauszufinden, ob ein solches Verfahren in der Praxis funktioniert, initiierte die Antidiskriminierungsstelle des Bundes das Forschungsprojekt 'Anonyme Bewerbungen'. Nach einem Jahr Laufzeit hat die Behörde nun ein Fazit gezogen: Tatsächlich erhöht das Verfahren laut Untersuchung die Chancengleichheit unter den Bewerbern, zum Jobinterview eingeladen zu werden. Vor allem Frauen, aber auch ausländische Bewerber profitieren. Die beteiligten öffentlichen und privaten Arbeitgeber hatten bei Bewerbungen auf Informationen über Aussehen, Geschlecht, Familienstand und Herkunft verzichtet und ihre Einladungen zu einem Vorstellungsgespräch ausschließlich von der fachlichen Qualifikation abhängig gemacht. Am Projekt teilgenommen haben fünf Unternehmen und drei öffentliche Arbeitgeber, darunter Deutsche Post, L’Oréal und das Bundesfamilienministerium. Von insgesamt 8.550 anonymen Bewerbern wurden 246 eingestellt.

Die Aussagekraft der Studie ist allerdings begrenzt: Zum einen ist die Teilnehmerzahl sehr gering. Zum anderen ist davon auszugehen, dass sich an einem derartigen Projekt ohnehin nur Unternehmen beteiligen, die für das Thema Gleichbehandlung sensibel sind. Trotzdem wertet die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle Christine Lüders das Projekt als Erfolg: 'Unser Pilotprojekt hat gezeigt, dass anonymisierte Bewerbungen den Fokus auf die Qualifikation der Bewerber lenken und dabei gut umsetzbar sind.' Zudem sei durch das Projekt das Interesse der Wirtschaft geweckt worden. Immerhin vier der acht teilnehmenden Firmen wollen das anonyme Verfahren auch in Zukunft beibehalten. Außerdem planen die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz eigene Pilotprojekte in dieser Richtung. Allerdings gehen die Meinungen über den Nutzen anonymisierter Bewerbungsverfahren weit auseinander. Kritiker argumentieren, dass durch anonymisierte Bewerbungen Ablehnungen nicht verhindert, sondern lediglich hinausgezögert würden. Denn auf eine erfolgreiche erste Bewerbungsphase folgt die Einladung zum Jobinterview. Und spätestens dann ist es mit der Anonymität vorbei.
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