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Pro und Contra

Branchenfonds für Weiterbildung?

Pro: Volker Schneider, MdB, ist Diplom-Sozialarbeiter und für den Bereich Weiterbildung zuständiger Abgeordneter der Bundestagsfraktion Die Linke. Kontakt: volker.schneider@bundestag.de„Branchenfonds

Pro: Volker Schneider, MdB, ist Diplom-Sozialarbeiter und für den Bereich Weiterbildung zuständiger Abgeordneter der Bundestagsfraktion Die Linke. Kontakt: volker.schneider@bundestag.de

„Branchenfonds machen Weiterbildung für KMU attraktiver“

Die Notwendigkeit der optimalen Ausschöpfung der Ressource Bildung dürfte unstrittig sein. Ebenso unstrittig dürfte sein, welcher besondere Stellenwert in diesem Zusammenhang der Weiterbildung zukommt. Bleibt die entscheidende Frage, wie diese finanziert und wie die Teilnahme insgesamt gesteigert werden kann. Die vorliegenden Daten der OECD (2006) zeigen, dass die Teilnahmequote (bezogen auf Teilnahmestunden) ein Drittel unter dem Durchschnitt der OECD liegt. Besonders bedenklich ist die geringe Inanspruchnahme von Angeboten durch Personen mit einem Bildungsabschluss unterhalb der Sekundarstufe II, die mehr als fünfzig Prozent unter dem OECD-Schnitt liegt. Nach Einschätzung der Linken ist ein Fortdauern dieser Defizite nicht nur bildungspolitisch inakzeptabel, sondern wird sich auch wirtschaftlich rächen. Durch einen gesetzlich verankerten Anspruch auf Weiterbildungszeiten soll die Möglichkeit der Teilnahme an Weiterbildungen insbesondere für Geringqualifizierte erleichtert werden. Die daraus entstehenden Belastungen, gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, können durch eine branchenspezifische Umlage ausgeglichen werden. Durch solche unternehmensfinanzierte Branchenfonds wird Weiterbildung letztlich auch für die Betriebe wieder attraktiver. Denn gerade die Unternehmen stehen in der Verantwortung, die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Arbeitnehmer zu erhalten. Die Übernahme vor allem der finanziellen Verantwortung für die berufliche Weiterbildung wäre ein Beitrag dazu. Ferner bieten solche Fonds die Möglichkeit, in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit Fort- und Weiterbildungen an der Schnittstelle zwischen Erwerbslosigkeit und Beschäftigung zielgerichteter einzusetzen.




Contra: Patrick Meinhardt, ist Gründer und Geschäftsführer der Nachhilfeschule Know-How in Baden-Baden, MdB und bildungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. Kontakt: patrick.meinhardt @bundestag.de

„Branchenfonds sind mittelstandsfeindlich“

Jedes Unternehmen, das auf sich hält, investiert schon heute in die Fort- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter. Und trotzdem gilt: Deutschland trägt in Sachen Weiterbildung die rote Laterne in Europa. Deswegen muss der Staat sich auch fragen, was sein Beitrag sein kann und sein muss, um ein Bewusstsein für Weiterbildung in der Gesellschaft herzustellen. Das heißt, es müssen Anreize geschaffen werden, statt von oben Zwangsmaßnahmen zu verordnen. Branchenfonds, wie von den Linken vorgeschlagen, sind Ausdruck eines ausbildungs- und strukturpolitischen Unverständnisses gerade in Bezug auf mittelständische Firmen. Statt immer wieder eine Debatte über neue Rechtsansprüche, Pflichtleistungen und Umlagesysteme, um Ausbildungsplatzabgaben und Mindestlohn zu führen, sollten wir die Mechanismen einer wettbewerbsorientierten sozialen Marktwirtschaft richtig wirken lassen. Zudem müssen vollkommen neue Elemente zur Finanzierung lebenslangen Lernens entwickelt werden. Bildungssparen muss genauso wichtig werden wie das Sparen für die eigenen vier Wände. Lernzeitkonten sollten feste Vereinbarungen in Tarifvereinbarungen werden, und Bildungsdarlehen müssen zu attraktiven Konditionen angeboten werden. Warum also einen mittelstandsfeindlichen Branchenfonds auflegen, wenn Länder wie Nordrhein-Westfalen uns mit Weiterbildungschecks zeigen, wie es geht? Unternehmen und Beschäftigte werden zur Teilnahme an beruflicher Weiterbildung animiert, eine Rundumversorgung des Staates gibt es nicht. Eigenverantwortung und Eigenleistung sind auch für die Weiterbildung immer noch unsere Leitmaßstäbe.
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