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Human-Potential-Index

Neue Initiatorengruppe für den HPI

Selten gab es derartigen Wirbel um ein Personaltool: Der Human-Potential-Index (HPI) ist im vergangenen Jahr so viel kritisiert worden, dass sich sogar sein Auftraggeber – das Arbeitsministerium – von dem Rating-Instrument wieder distanziert hat. Seitdem ist es ruhig geworden um das Instrument, mit dem die Qualität des Personalmanagements von Firmen messbar werden soll. Doch ein erneuter Versuch, den HPI auf dem Markt zu platzieren, ist in Planung.   

Auch wenn seit Herbst vergangenen Jahres Stillstand um ihn herrscht – der Human-Potential-Index ist nicht tot. 'Es besteht die Möglichkeit, den HPI bei der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) zu verankern', teilt Andreas Schubert, Geschäftsführer der YouGovPsychonomics AG, Köln, mit. Gemeinsam mit dem Human-Capital-Club e.V. (HCC) und der Celidon Managemententwicklung hat sein Unternehmen den HPI entwickelt. Die LMU soll das Instrument, das auf die Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zurückgeht und mit dessen Hilfe das Personalvermögen in Unternehmen bewertet werden kann, weiterentwickeln und noch im Sommer 2010 auf dem Markt platzieren. Die Verhandlungen waren zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses aber noch nicht abgeschlossen. Laut Schubert will die Uni weitere Träger an ihrer Seite wissen. Mit zwei wissenschaftlichen Institutionen sei man im Gespräch, feste Zusagen gäbe es aber noch nicht. Fest steht jedoch, dass auch Personalberater und Personalvorstände – z.B. von der Metro und von der Sick AG – in der neuen Initiativgruppe mitwirken werden.

Der HPI soll auf eine breite öffentliche Basis gestellt werden

'Ziel ist, den HPI auf eine breite öffentliche Basis zu stellen', sagt Schubert. Ein wissenschaftlich anerkannter Träger, wie die LMU es ist, soll dem Instrument zur nötigen Akzeptanz verhelfen. Hintergrund: Der Human-Potential-Index ist in der Vergangenheit stark angefochten worden. Von Prof. Christian Scholz, Leiter des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes, und Thomas Sattelberger, Personalvorstand der Deutschen Telekom, wurde das Messinstrument u.a. als 'wissenschaftlich unsauber', 'methodisch nicht haltbar' und 'gewerkschaftsnah' kritisiert. Ein weiterer Vorwurf: Der HPI würde das Humanpotenzial nicht messen, da er auf eine wertmäßige Bestimmung verzichtet. Kritisch sah dann auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) das Instrument. Sie kündigte schließlich ihre Mitwirkung am Human-Potential-Index. Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen: Im November 2009 gab das Bundesarbeitsministerium bekannt, seine Moderatorenrolle bei der Erarbeitung und Implementierung des Human-Potential-Index aufzugeben. 'Die Akzeptanz der Sozialpartner ist eine wichtige Grundlage für die Moderatorenrolle des BMAS bei der Weiterentwicklung und dem Transfer des Instruments. Wir haben den Rückzug der BDA daher zum Anlass genommen, von den zur Umsetzung des HPI vorgesehenen eigenen Aktivitäten abzusehen', erklärte der zuständige Referatsleiter beim BMAS, André Große-Jäger.

Die Kritik am HPI wird als populistisch zurückgewiesen

Die Entwickler des HPI lassen sich indes von den Anfechtungen an ihrem Instrument nicht beirren. 'Beim HPI wird bewusst auf die Berechnung eines monetären Werts verzichtet', erläutert etwa Friederichs, Vorstandsvorsitzender des Human-Capital-Club e.V. Aufgrund der Komplexität bei der Messung des Personalvermögens und der Unmöglichkeit, exakte Wirkungsketten zu bestimmen sei der Anspruch unrealistisch, das Humankapital oder wesentliche Bestimmungsfaktoren davon in Euro auszudrücken. Statt einen monetären Wert zu berechnen, zeige der HPI daher Wirkungszusammenhänge von Werttreibern und betriebswirtschaftlichen Ergebnissen an.

So wurden die Indikatoren, die dem HPI zugrunde liegen, danach ermittelt, ob sie mit der Wirtschaftlichkeit und Innovationsfähigkeit der Unternehmen in einem signifikanten Zusammenhang stehen. Zurückgegriffen wurde dabei auf empirische Untersuchungen in 113 deutschen Unternehmen, die z.B. gezeigt haben, dass Personalinstrumente wie Personalauswahl und Gesundheitsförderung einen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen haben.

Vorerst kein HPI-Audit

Von einer Zertifizierung und der Idee, dass der HPI Banken zur Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit dienen soll – auch dieses Vorhaben wurde stark kritisiert – nimmt die neue Initiatorengruppe um das Rating-Instrument laut Friederichs vorerst Abstand. 'Die Auswertung durch den Human-Potential-Index soll den Unternehmen zunächst nur intern dienen', sagt Friederichs. Das dürfte den Gegenwind, den das Tool erfährt, mildern. An der inhaltlichen Kritik ändert sich damit freilich nichts.
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