Testgelesen
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Neue Bücher zum Thema agile Organisation

Immer mehr Organisationen verzichten auf Hierarchien und stellen sich stattdessen agil und selbstorganisiert auf. Worauf ist bei einer solchen Transformation zu achten? Und welche Erfahrungen haben Unternehmen gemacht, die diesen Weg bereits gemeistert haben? Drei neue Bücher liefern Antworten.

Lennart Keil, Daniel Vonier: Unlearning Hierarchy.

Testgelesen von Markus Graf

Das neue Buch von Lennart Keil und Daniel Vonier richtet sich an alle, die sich mit der Frage beschäftigen: Wie etabliere ich Selbstorganisation in einem Unternehmen? Ihre Kernbotschaft: Es ist wichtig, Hierarchien zu verlernen. Sie argumentieren, dass Hierarchien oft zu ineffizienten Arbeitsabläufen führen und die Kreativität der Mitarbeitenden einschränken. Selbstorganisation hingegen ermöglicht es den Mitarbeitenden, eigenverantwortlich zu handeln und ihre Fähigkeiten voll auszuschöpfen. Zudem können die Mitarbeitenden durch Selbstorganisation flexibler auf Veränderungen reagieren und sich agiler an neue Situationen anpassen. Dies setzt jedoch eine gute Führung voraus, denn das Vertrauen und die persönliche Stärkung der Talente sind wichtig, um die Mitarbeitenden zu motivieren, Verantwortung zu übernehmen. Wichtige Entscheidungen werden aber auch in selbstorganisierten Unternehmen gemeinsam im Team getroffen. Dies fördert die Zusammenarbeit, den Austausch von Ideen und kann zu innovativen Lösungen führen. Allerdings, so die Autoren, sei die Transformation hin zur Selbstorganisation keineswegs trivial und auch mit Risiken verbunden. Hilfreiche Praxisbeispiele aus vielen verschiedenen Unternehmen helfen, die Konzepte und Ideen besser zu verstehen, und zeigen, wie sie in die Praxis umgesetzt werden können.

Informationsdichte Die Autoren schaffen eine gute Mischung aus theoretischen Informationen, praktischen Tipps und anschaulichen Beispielen. Die Informationsdichte ist sehr hoch, doch dank der einfach gehaltenen Sprache überfordert die Infodichte nicht. Auch wird dort, wo eine Vertiefung zu viel wäre, auf weiterführende Fachliteratur verwiesen.

Punkte: 4 von 4
Visuelle Gestaltung Das Buch liegt gut in der Hand, und die Schriftgröße ist leserlich gestaltet. Auf Grafiken, Tabellen oder Zeichnungen wird verzichtet. Die Verständlichkeit des Textes bedarf auch keiner visuellen Unterstützung, da die Vergleiche sehr klar und bildgebend beschrieben sind – doch hätte ich mir aus optischen Gründen eine etwas farbigere Darstellung gewünscht.

Punkte: 3 von 4
Gliederung Die Leserschaft wird sehr gut durch das Thema geführt. Die Kapitel sind klar strukturiert. Die Leserinnen und Leser haben die Möglichkeit, Kapitel entweder nacheinander zu lesen oder auch querzulesen. Dank einer Zusammenfassung am Ende jedes Kapitels kann alles Wesentliche auch noch einmal komprimiert nachgelesen werden.

Punkte: 4 von 4
Verständlichkeit Die Autoren verwenden eine lockere und verständliche, aussagekräftige Sprache. Fachbegriffe werden durch Vergleiche erklärt und mithilfe von vielen praktischen Beispielen findet man sich mühelos zurecht. Zudem ermöglicht der Schreibstil ein schnelles Lesen.

Punkte: 4 von 4
Eignung Ob Einsteigerin oder alter Hase, dieses Buch führt Schritt für Schritt durch die Transformation zu einem agileren selbstorganisierten Organisationsmodell. Die Leserschaft kann mithilfe dieses Buches eigene erste Schritte wagen oder sich für bereits begonnene Projekte inspirieren lassen.
Relevanz Der Inhalt ist hochaktuell und trifft den Puls der Zeit. Das Buch fasst die Grundlagen zu selbstorganisierten Organisationen gut zusammen und erinnert die Expertinnen und Experten gleichzeitig an vielleicht schon vergessene Herausforderungen bei der Umsetzung.

Punkte: 4 von 4

René Schneider: Selbstorganisation und Agilität in Großunternehmen.

Testgelesen von Katrin Quappen

René Schneider hat sich entschlossen, all seine wertvollen Erfahrungen, die er als Verantwortlicher und Betroffener bei der Transformation eines großen IT-Dienstleisters sammeln konnte, in einem Buch zusammenzufassen. Ziel der Transformation war mehr Agilität und Selbstorganisation. Und sie hat funktioniert – das ist eine der wertvollen Botschaften seiner rückblickenden Darstellung. Schneider gelingt es, deutlich zu machen, warum an Agilität und Selbstorganisation in globalisierten, volatilen Märkten kein Weg vorbeiführt. Dabei ist er glaubwürdig, beschönigt seine Erfahrungen nicht, benennt Gefühle der Unsicherheit und redet sie nicht klein. Sechs Jahre Wandel beleuchtet er im ersten Teil des Buches aus unterschiedlichen Perspektiven – etwa aus Sicht der Projektplanung oder der Unternehmensführung. Er macht Mut, anzufangen Probleme dann zu lösen, wenn sie im Prozess tatsächlich auftauchen, ohne alles antizipieren zu wollen. Im zweiten Teil des Buches entwickelt er erste theoretische Ansätze, die sich an klassischen Themen wie Team- und Führungskräfteentwicklung orientieren. Darüber hinaus thematisiert er im dritten Teil Mythen und Vorurteile – zum Beispiel, dass die Angst des Managements, an Einfluss und Wichtigkeit zu verlieren, unangemessen und falsch ist.

Informationsdichte Der Autor beschreibt den Transformationsprozess eines großen IT-Dienstleisters sehr umfassend. Das Buch ist mit mehr als 500 Seiten alles andere als kurz, eher ein Roman, in den man sich vertiefen kann, aber auch möchte. Als Betroffener und Verantwortlicher beschreibt Schneider anschaulich die Höhen und Tiefen, die ein Paradigmenwechsel hin zum selbstorganisierten, agilen Unternehmen mit sich bringt.

Punkte: 4 von 4
Visuelle Gestaltung Schneiders Werk ist ein schweres Buch mit festem Einband. Es gibt viel Fließtext, der aber sehr übersichtlich und durchaus locker gestaltet ist – geprägt durch eine gut lesbare Schrift, klare kurze Überschriften sowie inhaltlich gut strukturierte Absätze und Kapitel. Wenige Grafiken visualisieren im Fließtext beschriebene Inhalte sehr gut und angemessen.

Punkte: 4 von 4
Gliederung Das Buch gliedert sich in drei große Abschnitte: Im ersten Teil widmet sich René Schneider ausführlich seinen eigenen Erfahrungen. Im zweiten geht es um die Kernelemente des Erfolgs, einschließlich kritischer Aspekte. Den Abschluss bildet der dritte Teil, in dem sich Schneider kritisch und explizit mit der Selbstorganisation in Großkonzernen auseinandersetzt.

Punkte: 4 von 4
Verständlichkeit Der Autor verwendet eine klare, gut verständliche Sprache. Trotz des Schlagwortes Agilität und der Tatsache, dass René Schneider aus einer IT-Organisation kommt, gelingt es ihm hervorragend, nicht im IT- und Digitalisierungs-Fachjargon zu schreiben, sondern die psychologischen und organisationalen Prozesse verständlich zu beschreiben.

Punkte: 4 von 4
Eignung Das Buch richtet sich insbesondere an Angestellte in Großunternehmen, denen, so wie René Schneider und seinen Mitverantwortlichen, zur Zeit der Transformation ein Vorbild fehlt, das zeigt, wie Selbstorganisation in großen, über Jahrzehnte gewachsenen Unternehmen gelingen kann. Das Buch ist eine Vorlage sowie eine Reflexionsfläche und verdient es, in Ruhe und komplett gelesen zu werden. Es lohnt sich.
Relevanz René Schneider hat mit seinem Band einen ersten Grundstein gelegt, Selbstorganisation in Großkonzernen nicht nur visionär zu begrüßen, sondern fundierte Erfahrungen vorzulegen. Ihm gelingt es, diese theoretisch in bekannte und neue Modelle einzuordnen, und er schafft so ein Werk, das, nach seiner eigenen Aussage, so noch nicht im deutschsprachigen Raum existiert.

Punkte: 4 von 4

Thilo Knuppertz, Frank Ahlrichs: Prozessmanagement und Agilität.

Testgelesen von René Wagener

Das Buch von Thilo Knuppertz und Frank Ahlrichs ist eine umfassende und tiefgehende Sammlung der Modelle und Vorgehensweisen zur Gestaltung einer prozessorientiert-agilen Organisation. Es geht um Themen wie Governance, Führen und Steuern sowie Aufbau, Einführung und Weiterentwicklung. Die Autoren setzen ihren Fokus darauf, wie Unternehmen in einem sich dynamisch verändernden Umfeld erfolgreich geführt werden können. Das Besondere an diesem Buch liegt in der Verbindung von zwei scheinbar widersprüchlichen Ansätzen zu dem Konzept einer prozessorientierten agilen Unternehmensführung: Bei Agilität liegt der Schwerpunkt auf dem Vorgehen in unsicheren Handlungssituationen, und man will in kleinen Schritten mit ständiger Überprüfung herausfinden, ob man auf dem richtigen Weg ist. Das Prozessmanagement betont eher die strukturierte Erfüllung von Anforderungen interner oder externer Kunden. Dabei werden alle Ressourcen so organisiert, dass sie dem Ziel des Kunden strategiebasiert folgen. Obwohl das Buch weniger ein Praxisleitfaden ist, sondern eher einer detaillierten Beschreibung der Kernthemen ähnelt, bietet es wertvolles Wissen für Unternehmen und Führungskräfte, die sich intensiv mit den Themen Prozessmanagement und Agilität auseinandersetzen möchten.

Informationsdichte Die Autoren gehen in den Kapiteln des Buches nicht nur detailliert in die Tiefe, sondern nehmen konsequent auch eine nachvollziehbare Einordnung der Inhalte vor. Sie überzeugen mit einer hohen Dichte an Einzelheiten. So werden Modelle nicht nur eingeführt, um den Aufbau der agilen Organisation zu zeigen, sondern die Autoren erklären auch ihre Herkunft.

Punkte: 4 von 4
Visuelle Gestaltung Das Buch arbeitet an entscheidenden Stellen mit Grafiken, von denen ich mir bei solch komplexen und lang ausgeführten Themen jedoch noch mehr gewünscht hätte. Zudem sind der zusätzliche Informationsgehalt und die Verständlichkeit der Grafiken nicht überall gegeben.

Punkte: 3 von 4
Gliederung Von den Grundlagen bis in das Spezifische – diesen Grundsatz verfolgt das gesamte Buch und ermöglicht so ein Verständnis für den Stoff und die durchaus komplexen Lösungen. Wer sich zu Anfang mit den Grundlagen von Agilität und Prozessarbeit auseinandersetzen möchte, findet jeweils eigene Kapitel. Im weiteren Verlauf des Buches verbindet der Autor Agilität und Prozessmanagement.

Punkte: 4 von 4
Verständlichkeit Auch wenn das Buch nachvollziehbar strukturiert und geschrieben ist, erfordert es grundlegende Vorkenntnisse zum Thema Prozessgestaltung und -analyse, die nur teilweise im Buch selber mitgegeben werden.

Punkte: 3 von 4
Eignung Das Buch eignet sich am ehesten für Profis in den Thematiken Prozessgestaltung und Agilität, die als Manager oder (interne) Beraterinnen die Möglichkeit haben, eine Organisation mitzugestalten. Aber auch für Lesende, die sich grundsätzlich für Prozessmanagement und Agilität interessieren, bietet sich das Buch an.
Relevanz Die Inhalte sind nicht besonders neu, aber als Nachschlagewerk für Profis oder Interessierte kann das Buch hilfreich sein. Es richtet sich an alle, die mehr über die Grundlagen von Agilität und Prozessmanagement wissen wollen – sowie über einige der Möglichkeiten, diese beiden Ansätze zu verbinden.

Punkte: 3 von 4

Die Testlesenden: Markus Graf ist Transformationsmanager im Bereich Logistik und Transportwesen. Er hat Erfahrung mit Themen wie Warehouse Management, Prozessoptimierung sowie Projektmanagement und ist immer auf der Suche nach neuen Führungsansätzen, innovativen Lösungen und Technologien. Kontakt: bit.ly/44cMpJS

Katrin Quappen ist Diplom-Psychologin und trainiert pädagogische Fachkräfte im Bereich Kommunikation, Team- und Organisationsentwicklung sowie Schulmanagement. Zudem unterstützt sie Einzelpersonen durch berufsbezogene Coachings und bietet berufsorientierte Supervisionen an. Kontakt: bit.ly/3RIsmwD

René Wagener ist Berater, Unternehmensentwickler und Management Coach bei Ernst & Young People Advisory (EY). Seine Schwerpunkte sind u.a. Agilität und Transformation. Kontakt: bit.ly/3JntOBQ
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